Markus Breig, KIT
Person zeichnet Insektenskizze mit Bleistift, während sie ein Referenzbild auf dem Handy ansieht.

Wissenschaft und Kunst vereinen

Wie sich Kunst und Wissenschaft gegenseitig inspirieren, zeigt ab 11. Juli die Eventreihe Kunst | Sommer | Technik. Mit dabei: Xenia Tschurikow, Masterstudentin am KIT. Sie bietet am Eröffnungstag im Naturkundemuseum einen Workshop für wissenschaftliches Zeichnen an. Ab 12. Juli 2025 sind zudem erstmals die Werke von KIT-Professor Thomas Ummenhofer öffentlich zu sehen.

Xenias geschulter Blick auf winzige Details hilft ihr bei der hochpräzisen Arbeit als angehende Zoologin. „Für meine Masterarbeit beschäftige ich mich mit Dornschrecken“, sagt sie. „Diese Heuschrecken sind relativ klein und haben ein typisches Halsschild, das nach hinten zu einem spitzen Dorn ausläuft.“ Da die Heuschrecken sich oftmals farblich und strukturell ihrem Lebensraum anpassen, braucht es ein scharfes Auge, um sie präzise bestimmen zu können.

KI hält auch in der Zoologie Einzug

„Künstliche Intelligenz spielt bei dieser Arbeit eine immer größere Rolle“, berichtet Xenia. In einem weiteren Projekt des Naturkundemuseums fotografiert sie Hunderte Käfer aus unterschiedlichen Perspektiven. Auf dieser Basis lernt die KI, die Käferarten korrekt zu unterscheiden. Besonders bei Käfern mit metallisch glänzendem Panzer stößt die Fotografie aber häufig an ihre Grenzen. „Man muss verhindern, dass die KI beliebige Lichtreflexe fälschlicherweise als arttypisches Merkmal abspeichert.“ Hier hilft es Xenia, dass sie seit ihrer Jugend zeichnet – vor allem Naturmotive. „Gerade bei Insekten gilt es, genau hinzuschauen – bei Schmetterlingen kann eine Schattierung der Flügel über die Gattung entscheiden“, betont sie. „Es ist wichtig, diese Details zu kennen, und die Insekten entsprechend für die Fotos zu arrangieren und auszuleuchten, bevor man eine KI trainiert.“

Vorteile des wissenschaftlichen Zeichnens

Für ihre Masterarbeit stützt sich Xenia auch auf ihr zeichnerisches Talent. „Der Vorteil des Zeichnens ist, dass ich entscheidende Details und Merkmale hervorheben kann, die für diese Gattung wichtig sind“, sagt sie. In ihrem Workshop am 11. Juli möchte sie Interessierten jeden Alters diese kongeniale Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Kunst näherbringen. „Einerseits schärft das wissenschaftliche Zeichnen den Blick – und andererseits ist kreatives Schaffen enorm entspannend“, sagt Xenia. Im Anschluss an ihre Masterarbeit plant Xenia einen Forschungsaufenthalt in Peru: „Letztlich geht es nicht nur um eine Inventur, sondern auch um den Schutz der Ökosysteme, bevor noch mehr Arten für immer verloren sind.“

Technik und Ästhetik vereinen

Ästhetische Ansprüche sollten auch technische Bauwerke, selbst ein Funkmast oder eine Brücke, erfüllen, fordert Professor Thomas Ummenhofer, Ordinarius für Stahl- und Leichtmetallbau am KIT. Genau das soll die von ihm ins Leben gerufene interdisziplinäre Vorlesungsreihe „Entwerfen und Konstruieren im Metall und Leichtbau“ vermitteln. Sie adressiert sowohl Studierende der Architektur als auch des Bauingenieurwesens. „Man kann ein Tragwerk nur stabil, funktional und auch kostengünstig planen – aber man sollte unbedingt auch ästhetische Aspekte mit einbeziehen“, sagt Ummenhofer. Deshalb sei es ihm wichtig, dass die Studierenden gemeinsame Projekte entwickeln und dabei lernen, die Sprache der anderen zu verstehen.

Kunst oder doch was Praktisches?

Ummenhofer selbst hätte fast Kunst studiert – aber die praktische Seite, und die Möglichkeit im elterlichen Ingenieurbüro mitzuarbeiten, überwogen letztlich bei seiner Studienwahl. Die Werkstoffe, mit denen er als Ingenieur täglich zu tun hat – Aluminium und Stahl – inspirierten ihn, in seiner Freizeit mit diesen Materialien künstlerisch Formen zu gestalten. Mithilfe von Wasserdruck und dünnwandigen Blechen entstehen Kunstwerke in Form von Reliefs. Dieselbe Technologie könnte auch für Fassadenverkleidungen zum Einsatz kommen. Schön und gleichzeitig funktional sind seine dreidimensionalen Objekte, die teilweise wie Kissen aussehen. Die künstlerischen Arbeiten von Ummenhofer sind ab 12. Juli 2025 in Karlsruhe während der Eventreihe Kunst | Sommer | Technik erstmals öffentlich zu sehen.

Weitere Beiträge des KIT im Rahmen der Eventreihe kommen aus der Fakultät für Architektur sowie dem Laboratorium für Elektronenmikroskopie. Alle Evens, Workshops und Ausstellungen in der Reihe Kunst | Sommer | Technik findet ihr im Veranstaltungskalender.

Brigitte Stahl-Busse, 22.5.2025

Mikroskop und Insektenproben auf einem wissenschaftlichen Schreibtisch. Markus Breig, KIT
Xenia Tschurikow an ihrem Arbeitsplatz im Naturkundemuseum. Die Masterstudentin bietet am 11. Juli einen Workshop für wissenschaftliches Zeichnen an.
Zeichnung einer Springbock-Antilope in dynamischer, laufender Pose. Xenia Tschurikow
Kunstvoll: Die Zeichnungen von Xenia zeigen eindrücklich, wie sich wissenschaftliches Arbeiten und Ästhetik verbinden lassen.
Portrait von Professor Ummenhofer. Amadeus Bramsiepe, KIT
Professor Thomas Ummenhofer schafft aus Baumaterialien Kunst und sagt, beim Bauen solle man „unbedingt auch ästhetische Aspekte mit einbeziehen.“