Jürgen Rösner
Maria Paszkiewicz-Idzik hält ein Modellfahrzeug während ihres FameLab-Vortrags in die Höhe.

Auf der Bühne für die Wissenschaft

Schon etwas von optischen Computern oder vereisten Tunnelböden gehört? Und was hat Musik mit unserem Stromnetz zu tun? Beim FameLab haben Forschende drei Minuten Zeit, um ihr wissenschaftliches Thema einem meist fachfremden Publikum auf unterhaltsame Weise zu erklären. Drei Teilnehmende erklären, warum sie sich diese Mühe machen.

Maëva Courcelle setzt ihre Querflöte an. Die rund 300 Menschen, die sich im Karlsruher Tollhaus zum FameLab Vorentscheid für Südwestdeutschland versammelt haben, sollen jetzt klatschen. In wenigen Sekunden sind alle im Takt: die 26-jährige Flötistin und ihr Publikum – auch als sie schon aufgehört hat zu spielen. Die Doktorandin am Institut für Technische Physik des KIT will herausfinden, wie sich ein Stromnetz (das Publikum), das mit erneuerbaren Energien (der Querflöte) gespeist wird, unter guter Führung anders verhält und Energie ausgleicht. Nach Maëvas Auftritt jubelt das Publikum.

Für die Menschen auf und vor der Bühne ist das ein typischer FameLab-Moment: Überraschung, Freude, Interdisziplinarität und Leidenschaft mischen sich zu dem tollen Gefühl, ein spannendes Thema besser verstanden beziehungsweise vermittelt zu haben.

Raus aus der Blase, her mit der Kühlbox!

Erklären, was man tut: Das ist der gemeinsame Nenner der Forschenden auf der FameLab-Bühne. Jochen Zürn vom Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik am KIT kommt mit einer Kühlbox an und erklärt dem Publikum, warum man Tunnel in einem vereisten Boden umweltfreundlicher bauen kann. Sich dem FameLab-Publikum zu stellen, ist dem 29-Jährigen ein Anliegen: „Ich bin meistens unter Leuten, die das Gleiche machen wie ich. Ich möchte früh aus meiner Blase heraus und üben, mit anderen einfach zu kommunizieren.“ Dem Doktoranden gehe es darum, in der Bevölkerung Vertrauen für seine Forschung und die Wissenschaft im Allgemeinen zu schaffen: „Wenn wir einen Tunnel bauen, ist es für uns alle als Gesellschaft. Deshalb müssen auch Nicht-Fachleute verstehen, warum wir was tun.“

Photonen als flinkes Rennauto

Maria Paszkiewicz-Idzik ist bereits zum zweiten Mal beim FameLab dabei. „Es ist ein Traum, so vielen Menschen erklären zu können, was ich mache! Außerdem macht es hinter der Bühne so viel Spaß. Wir feuern uns alle gegenseitig an, das ist toll.“

Die Photonik-Expertin vom Institut für Theoretische Festkörperphysik des KIT tritt ins Rampenlicht, knipst ihre LED-Girlande an, vergleicht Elektronen mit einem schweren Lastwagen, Photonen mit einem flinken Rennwagen, zeigt Glasfasern, die wir schon nutzen, erklärt das Für und Wider aktueller Lösungen. Danach ist allen klar: Optische Transistoren in Computern könnten viel schneller viel mehr Daten verarbeiten.

„Vor zwei Wochen habe ich mit den Vorbereitungen begonnen“, sagt sie nach ihrem Vortrag. „Ich musste den Text immer weiter kürzen. Aber ich glaube, es hat sich gelohnt.“ Und wie: Unter zwölf Teilnehmenden von drei Universitäten gewinnt die 32-Jährige sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis. Am 24. Juni vertritt Maria Südwestdeutschland im deutschlandweiten FameLab-Finale in Bielefeld.

Nach der Veranstaltung strahlt Maëva Courcelle weiter. Dass sie nicht gewonnen hat, stört sie überhaupt nicht: „Es hat so viel Spaß gemacht. Jetzt schicke ich das Video meines Auftritts meinem Opa nach Frankreich. Er mag Orchesterkonzerte. Durch den Vergleich mit der Musik, der mir für das FameLab eingefallen ist, kann er wahrscheinlich besser verstehen, was ich mache.“

Isabelle Hartmann, 15.05.2025

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