Text: Leonie Kroll
Fotos: Peter Hoffmann, Carina Lübben
Die Chance, bereits im Studium ein Haus zu bauen, haben nicht viele Architekturstudierende. „Die Idee, einen gemeinsamen studentischen Architekturwettbewerb für ein Tiny House auszurufen, entstand zum Wintersemester 2019/2020 gemeinsam mit der Stadt Karlsruhe“, erzählt Peter Hoffmann vom Institut Entwerfen und Bautechnik. Den Wettbewerb gewannen Merve Şimşek und Mena Ghaly mit ihrem Entwurf einer abstrakten Urhütte, die sie auf moderne und funktionale Art interpretierten.
Das Tiny House – Ein Kooperationsprojekt
Seit Oktober 2020 arbeitet das Projektteam um Merve Şimşek, Mena Ghaly, David Urich und Adrian Obermüller stetig an dem Haus, im Mai dieses Jahres stand der Rohbau. Bis zum Herbst sollen die Fenster eingebaut und die Fassade fertig gestellt sein. Wann die ersten Bewohnerinnen oder Bewohner einziehen können, steht jedoch noch nicht fest. „Das Projekt ist schwer planbar, da viel in Eigenleistung passiert und wir in Kooperationen mit anderen Unternehmen und Ausbildungsstätten arbeiten. Außerdem sind wir immer auf Sponsoren und Sponsorinnen angewiesen, die uns unterstützen“, so Hoffmann. Das Tiny House wird auf dem Campingplatz in Durlach als Ferienunterkunft vermietet und zu Semesterbeginn Studierenden, die keine Unterkunft gefunden haben, für acht Wochen im Jahr zur Verfügung gestellt.
Nachhaltigkeit als gemeinsame Zielsetzung
Es war ein gemeinsamer Wunsch des Projektteams, ein nachhaltiges Haus zu bauen und das konsequent bei allen Bauschritten zu berücksichtigen. Tiny Houses sind vergleichsweise nachhaltiger, weil weniger Baufläche benötigt und Ressourcen benötigt werden. Die tragende Funktion des Hauses übernimmt eine Fachwerkkonstruktion. Das Besondere an diesem Holzbau: Die Konstruktion ist sortenrein, da nur Vollholz verwendet und auf Klebstoffe verzichtet wird. Dadurch können die Materialien nach einem Abriss problemlos wiederverwendet werden.
„An sich ist der konventionelle Holzbau relativ nachhaltig, doch wir wollten die Potenziale ganz ausschöpfen. Daher haben wir in Zusammenarbeit mit Daniel Lauterkorn vom Fachgebiet Tragkonstruktionen innovative Holzverbindungselemente entwickelt, die mit sehr wenig metallischen Verbindungen auskommen“, erklärt Peter Hoffmann. Als Dämmstoff schafft Seegras eine nachhaltige Alternative zu üblichen Materialien wie Stein- oder Glaswolle. Mit Blick auf das Gesamtprojekt sagt Merve Şimşek: „Es nimmt viel Zeit in Anspruch, erfordert viel emotionale Arbeit, weil man sich immer wieder neu motivieren muss, aber am Ende steht das Haus, und dafür lohnt sich der Aufwand.“
Donnerstag, 16. September, 2021
CAMPUS & MEHR, STUDIUM
Architektur, Minimalismus, Nachhaltigkeit