„Im Kurs ging es um die Frage, wie nachhaltige Materialien mit digitalen Fertigungsmethoden verbunden werden können“, erzählt Michelle, die im dritten Mastersemester Architektur studiert. Dazu bearbeiteten die Teilnehmenden in den ersten Wochen des Semesters ein eigenes Recherche-Thema aus den Bereichen Material oder Fertigung. Im Anschluss haben sie Kleingruppen gebildet und das Wissen aus der vorherigen Recherche zusammengetragen.
„Wir hatten im Studio verschiedene natürliche Materialien wie Weide, Erde und Lehm. Mit diesen haben wir experimentiert und Konzepte entwickelt“, so Yannick, Architekturstudent im zweiten Mastersemester. „Im Laufe des Semesters haben wir kleinere Konzepte von Hand gebaut und gegen Ende drei Prototypen im 1:1 Maßstab erstellt, unter anderem einen etwa 2,5 Meter langen Träger aus Weide und ein etwa zwei Meter langes Wandelement.“
Die forschungsorientierte Herangehensweise des Studios war für die Studierenden eine Erfahrung, die viele neue Erkenntnisse und auch kleinere Herausforderungen mit sich brachte. „Durch die Forschungsorientierung im Kurs konnte ich viel ausprobieren und mitnehmen“, sagt Yannick, „Zum Beispiel, wie man an solche Themen herangeht und welche Möglichkeiten es gibt, sich im Bereich der Architektur einzubringen.“
Angewandte Forschung nicht nur für Architektur-Studierende
Auch Otto, der im dritten Mastersemester Informatik studiert, erhielt im Kurs viele neue Einblicke und konnte thematisch über den Tellerrand seines Studiengangs hinausschauen: „Am Anfang habe ich etwas gebraucht, bis ich in der Disziplin angekommen war und verstanden habe, was die relevanten Fragen sind, weil dort andere Maßstäbe gelten als in der Informatik. Es war sehr spannend, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sich im Bauwesen auskennen und die bestehenden Probleme mit Methoden aus der Informatik lösen wollen – ich hatte in meiner bisherigen Studienlaufbahn nie eine vergleichbare Gelegenheit.“
Dass der forschungsorientierte Ansatz des Kurses nicht nur für Studierende anderer Disziplinen außergewöhnlich ist, sondern auch für die Architekturstudierenden selbst, betont Michelle: „Es war sehr ungewohnt, forschungsbasiert zu arbeiten, weil das etwas anderes ist, als die Arbeit in einem Architekturbüro. Wir haben auch immer wieder kleinere Rückschläge erlebt und mussten dann neu an das jeweilige Problem herangehen. So konnten wir unsere Ideen immer wieder reflektieren, bewerten und prüfen, ob der eingeschlagene Weg sinnvoll ist.“
Die Konzepte der Studierenden aus dem vergangenen Wintersemester wurden in diesem Sommersemester von anderen Studierenden im zweiten Teil des Kurses weiterentwickelt und abschließend in Form eines großen Forschungsdemonstrators finalisiert, der beim Karlsruher Festival „Das Fest“ im Juli ausgestellt wird.
Text: Laura Jörger
Fotos: Digital Design and Fabrication, KIT; Privat