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Der Kiosk mit einem Solarpanel steht im Bundesstaat Assam zentral in dem rund 400 Haushalte zählenden Dorf Photo Pathar. Dort können täglich rund 200 Lampen aufgeladen werden. Knapp 30 Familien haben sich schon LED-Lampen gemietet, die sie monatlich abbezahlen und gegen eine kleine Gebühr laden lassen können. Die Gesamtkosten sind für sie geringer, als eine Kerosinlampe zu nutzen. Langfristig soll sich das bislang durch Spenden unterstützte Projekt selbst tragen. „Die Nachfrage ist da, und im Moment beschäftigen wir uns damit, wie wir weitere Familien versorgen können“, sagt Silvan Stebner. Der Maschinenbau-Masterstudent ist einer der aktuellen SonaLight-Projektleiter bei Enactus.
Beleuchtung mit CO2-Einsparpotenzial
SonaLight – das Bengali-Wort Sona bedeutet Gold – bringt das für den Alltag und das Lesen in Schulbüchern notwendige Licht in die Häuser. Mit guter Ökobilanz: „Wir haben das Potenzial, mit unserem ersten Kiosk in Indien bis zu zwölf Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einzusparen“, sagt Tom Nikolas Schmidt, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert und auch zur SonaLight-Projektleitung gehört. Die Rechnung berücksichtigt die Größe des Dorfes, den bisherigen Kerosinverbrauch und die Errichtung des Kiosks. SonaLight kam beim weltweiten Wettbewerb Enactus Race for Climate Action 2022 als einziges europäisches Projekt unter die Top 12 des internationalen Studierendennetzwerks.
Nach der Katastrophe stand der Wiederaufbau an erster Stelle
Seinen bisherigen Erfolg verdankt das 2016 gestartete Projekt dem langen Atem seiner, wie bei Hochschulgruppen unvermeidlich, oft wechselnden Teammitglieder. 2018 gab es vorübergehend nur drei Aktive. 2019 stand das Modell in groben Zügen, Partner vor Ort waren gefunden und die Startinvestition durch Fundraising gesichert.
Dann bremste die Coronapandemie das Projekt aus. Es war schwierig zu reisen und die Materialpreise stiegen. Als 2022 der Bau beginnen sollte, kam die Hochwasserkatastrophe in Indien mit Überschwemmungen und Erdrutschen. „In unserer Partnerregion stand kein Stein mehr auf dem anderen, wir haben uns in dieser Situation darauf konzentriert, unsere Partner-NGO beim Wiederaufbau zu unterstützen“, sagt Tom.
„Im Laufe der Jahre haben rund 50 Personen am KIT bei SonaLight mitgewirkt“, sagt Silvan. Gemeinsam haben sie im Februar 2023 in Karlsruhe die Verwirklichung des ersten Solarkiosks gefeiert. Die feierliche Eröffnung in Photo Pathar war schon im Dezember: „Es kamen sehr viele Menschen, auch aus umliegenden Dörfern“, erzählen Silvan und Tom. Derzeit klärt das Team, in welchem Nachbardorf der nächste Solarkiosk gebaut werden könnte.
Pläne für Sierra Leone
Auch im westafrikanische Sierra Leone soll irgendwann ein SonaLight Kiosk entstehen. Aktuell knüpft das Team über ein Mitglied Kontakte zu einem Berliner Verein, der sich bereits für Photovoltaik-Projekte in dem westafrikanischen Land engagiert. „In Afrika ist der Mangel an elektrischem Licht noch gravierender und die Menschen haben noch weniger Geld“, sagt Silvan. Das Konzept sei übertragbar, müsse aber an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. Wer Teil von Enactus KIT e.V. werden und durch unternehmerische Lösungsansätze die Welt im Kleinen verbessern möchte, kann an den zwei Infoabenden am 25. April und am 2. Mai mehr erfahren.
Text: Anja Frisch
Fotos: Carsten Derksen, Team SonaLight; Tanja Meißner, KIT; Sudip Debroy, Oozaru NGO
Donnerstag, 23. Februar, 2023
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