Bild von der Präsentation des Prototypen „Neowise“. Der schwarze Pod wird von grünen Lichtern angeschienen.

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Hyperloop: Mit Highspeed durch die Röhre

Schnell, effizient und leise zu sein, versprechen unter dem Sammelbegriff Hyperloop firmierende Konzepte für zukünftige Transportsysteme. Die Idee: Weitgehend reibungslos sollen sogenannte Pods in teilvakuumierten Röhren mit nahezu Schallgeschwindigkeit weite Strecken in Rekordzeit zurücklegen können. Auch die im April letzten Jahres gegründete Hochschulgruppe mu-zero Hyperloop arbeitet an einem eigenen Ansatz – und konnte in kürzester Zeit bereits erste Erfolge sammeln.

Text: Timo Schreck
Fotos: mu-zero Hyperloop; TUM Hyperloop; MOJA Design (www.moja-design.de)

„Es ist ein wunderbares Gefühl, zu sehen, was in so einem kurzen Zeitraum alles möglich ist“, sagt Leonhard Döring mit Blick auf die vergangenen knapp eineinhalb Jahre. „Wenn man sieht, was man gemeinsam schaffen kann, dann sind die Nachtschichten und durchgearbeiteten Wochenenden plötzlich total bedeutungslos.“ Und tatsächlich, seit der Gründung der Hochschulgruppe mu-zero Hyperloop durch Leonhard und seinen Kommilitonen Olaf Dünkel ist viel passiert. Mittlerweile besteht das international aufgestellte Team, das sich als Verein organisiert, aus rund 60 Studierenden aus Karlsruhe und Stuttgart, die unzählige Arbeitsstunden in die Entwicklung ihres Prototypen gesteckt haben.

Prototyp „Neowise“ überzeugt im internationalen Wettbewerb

Dieser wurde bei einem Enthüllungsevent Ende Juni offiziell vorgestellt. Seine Schöpferinnen und Schöpfer haben den Pod Neowise getauft, in Anlehnung an den 2020 am Nachthimmel sichtbaren Kometen. Etwa 1,80 Meter lang ist er und bringt um die 220 Kilogramm auf die Waage. Die elegante schwarze Kohlenfaserhülle wurde mittels 3-D-gedruckter Negativformen hergestellt. Darunter sind einige Besonderheiten verbaut, etwa eine modulare Elektronikarchitektur sowie eine eigens entwickelte Hochvolt-Batterie. Das Herz schlägt im neuartigen Antriebskonzept, einem linearen Asynchronmotor. Dieser treibt den Prototypen gleichzeitig an und bringt ihn auf der Schiene zum Schweben, was den Reibungswiderstand massiv reduziert.

Die Feuertaufe erfolgte schließlich auf einer Teststrecke der Technischen Universität München, wo die anvisierte Zielgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde deutlich übertroffen wurde. In der Spitze erreichte Neowise Geschwindigkeiten von 74 Stundenkilometern. Und: Der Pod hob ab, das Antriebskonzept ging auf. Ein voller Erfolg also, der sich auf der European Hyperloop Week in Valencia fortsetzen sollte. mu-zero erreichte bei dem internationalen Wettbewerb mit Neowise einen starken vierten Platz in der Gesamtwertung; ein Sonderlob gab es für die erreichte Leistung im ersten Jahr nach der Gründung. Auch beim CESAER Ideenwettbewerb kam mu-zero ins Finale und landete unter den besten Drei.

Blick in die Zukunft: Stärkere Vernetzung und Weiterentwicklung

Irgendwann einmal könnten Hyperloops sogar intrakontinentale Reisen beschleunigen und dabei schneller, effizienter und leiser als ein Flugzeug sein. Doch was nach Science Fiction klingt, ist, Stand jetzt, tatsächlich erst einmal nur Zukunftsmusik, von der auch die Hochschulgruppe (noch) nichts hören möchte. Stattdessen geht es zunächst um das tägliche Brot, etwa die stärkere Vernetzung zwischen den Standorten Karlsruhe und Stuttgart. Außerdem sollen Machbarkeitsanalysen und Designstudien weiterentwickelt werden. „Es gibt also noch viel zu tun“, fasst Leonhard zusammen. „Aber der große Andrang von Studierenden zeigt die enorme Motivation, schon während des Studiums an den Mobilitätskonzepten der Zukunft zu arbeiten, und das treibt uns natürlich Tag für Tag an, immer besser zu werden.“

Donnerstag, 21. Oktober, 2021
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Geschrieben von: Timo Schreck