Fotos: Amadeus Bramsiepe
Text: Felix Andrae
Wie bist du zum Football gekommen?
Ich habe mit 19 Jahren angefangen, also recht spät für eine neue Sportart. Mein Bruder war ein Jahr in den USA an der High School und hat dort Football gespielt und zugeschaut. Dann kam er zurück und hat den Sport quasi mitgebracht. Wir haben am Anfang zusammen Football online geschaut, als es noch nicht im Fernsehen lief und irgendwann haben wir in der Zeitung eine Anzeige der Mannschaft bei uns in der Nähe in Hamm gesehen. Dort haben wir dann gemeinsam in der Jugendmannschaft gespielt. Nach zwei Jahren bin ich zum Studium nach Mannheim gezogen und habe dort erst in der zweiten und später mit der ersten Mannschaft gespielt, sogar in der Bundesliga. Nach meinem Studium bin ich dann nach Karlsruhe gekommen und habe bei den KIT SC Engineers angefangen. Ich kannte das Team schon durch den Hochschulbowl, dem Turnier für Uni-Mannschaften.
Im Video erklären die KIT SC Engineers das Spiel und den Aufbau des Vereins.
Was begeistert dich am Football besonders?
Das Tolle am Football ist, dass es ein krasser Teamsport ist, in dem Spieler mit den unterschiedlichsten körperlichen Voraussetzungen gebraucht werden. Früher habe ich erst Fußball und dann Tennis gespielt, aber Football wird eigentlich immer als der Teamsport schlechthin angesehen, weil man dieses physische Element hat und als Mannschaft zusammen durch eine körperlich sehr anstrengende Sportart geht. Und das schweißt ungemein zusammen und deswegen bin ich auch dabei geblieben.
Du bist Linebacker – welche Aufgaben hat diese Spielposition?
Linebacker ist eine Position in der Defense mit zwei wesentlichen Aufgaben: Zum einen die Lauf-Verteidigung – also der Gegner rennt mit dem Ball los und wir müssen ihn stoppen. Und zum anderen die Pass-Verteidigung – wenn die Gegner den Ball werfen wollen, decken wir bestimmte Zonen oder Gegenspieler, damit sie den Pass nicht fangen können. Andere Spielpositionen konzentrieren sich eher auf jeweils eine dieser Aufgaben und als Linebacker ist man ein Hybrid und muss sich gut bewegen können. Und mitdenken, anders als im typischen Vorurteil gegenüber Football. Meine Oma sagt auch immer: Alle Leute stürzen übereinander zu einem Knäuel, dann stehen sie wieder auf und das Gleiche passiert nochmal – das Klischee schlechthin. Das Spiel ist natürlich viel komplexer und man muss versuchen, seinen Gegner zu lesen und dann entsprechend zu reagieren. Es ist schon eine Sportart bei der man nicht ganz auf den Kopf gefallen sein darf.
Wie ist euer Team, die KIT SC Engineers, zusammengestellt?
Es sind etwa 90 Prozent Studenten, und zwar aus allen Studiengängen bunt gemischt. Wir haben auch Leute von der Hochschule, aber der größte Teil ist am KIT. Ich finde das gut, dass wir eine breite Abdeckung unterschiedlicher Disziplinen haben. Und es gibt noch ein paar ältere, die zum Beispiel als Studenten angefangen haben und dabei geblieben sind – so wie ich als Doktorand. Dann muss man etwas aufpassen, das Training zeitlich noch mit der Arbeit unter einen Hut zu bringen, als Student war das etwas unkomplizierter.
Beim American Football sei nicht nur Körperkontakt, sondern auch Köpfchen nötig, sagt Engineers-Spieler Ulrich Gnewuch.
Gibt es Bezugspunkte zwischen deiner Arbeit als Doktorand und dem Sport?
Ich beschäftige mich mit der Gestaltung von Chatbots und Sprachassistenten, das heißt es geht viel um Kommunikation: Wie übertrage ich menschliche Kommunikationsmuster in die Interaktion zwischen Mensch und Maschine? Tatsächlich ist es manchmal so, dass ich einzelne Konzepte und Theorien, mit denen ich mich auseinandersetze, auf dem Spielfeld wiederfinde. Für die Ansage der Spielzüge benutzen wir zum Beispiel bestimmte Strukturen wie: „Fifty-two, Anker, Ricky, Cowboy, Left!“ Und so eine Syntax gibt es in menschlicher Sprache genau wie in Programmiersprachen und eben auch bei den Spielzügen. Insgesamt sind die Schnittmengen zwischen Sport und Arbeit aber sehr klein. Darum ist Football für mich mehr ein Ausgleich, um mal von Forschungsthemen und Theorie wegzukommen und mit sehr physischem Sport abzuschalten. Man hat dort einfach keine Zeit, über diese Themen nachzudenken, weil man im Spiel fokussiert sein muss.
Welche Pläne hast du noch für deine sportliche Karriere?
Letztes Jahr sind wir recht knapp Dritter in der Regionalliga Baden-Württemberg geworden und haben uns schon als Ziel gesetzt, weiterhin ganz oben anzugreifen. Für die Mannschaft ist das nicht ganz einfach, da die Studenten eine recht hohe Fluktuation haben. Es kommen zwar immer neue nach, die vielleicht schon mal Football gespielt haben, aber andere hören dafür nach dem Bachelor auf und waren ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Mein persönliches Ziel ist es, meine Erfahrung, gerade aus der Bundesliga, an die jüngeren Spieler weiterzugeben. Es fällt mir immer sehr positiv auf, dass die jüngeren Spieler das gerne annehmen – vielleicht weil sie es als Studierende gewohnt sind, von den Erfahrungen anderer zu lernen und profitieren.
Die Football-Saison beginnt in Deutschland im April, das erste Spiel der Engineers findet am 8. April gegen das Team aus Pforzheim statt, worauf sich Ulrich bereits freut: „Das wird ein interessantes Spiel, da sie Meister der Regionalliga Baden-Württemberg sind und wir letztes Jahr gegen sie einmal verloren und einmal gewonnen haben.“
Mittwoch, 28. März, 2018
CAMPUS & MEHR